Die Zukunft der Medizintechnik in Deutschland

Die Entwicklung der deutschen Medizintechnik ist von den zukünftigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik aber auch weltweit (im Hinblick auf den Export) abhängig, darunter Zulassungs- und Finanzierungsaspekte im Gesundheitswesen, Wettbewerb, Forschung und Technologie, das Bruttoinlandsprodukt sowie der demografische Wandel.

Experten gehen davon aus, dass sich die Medizintechnik aus Sicht der wachsenden Weltbevölkerung und der steigenden Lebenserwartung allgemein positiv entwickeln wird. In den Industrienationen wird mit vermehrten Ausgaben für die Gesundheit gerechnet – qualitative Tendenzen: verbesserte Vorsorge, innovative Verfahren wie minimalinvasive Operationen usw. (ferner in Anbetracht verlängerter Lebensarbeitszeit). Dabei werden einzelne Gebiete der Medizintechnik besonders hervorstechen, zum Beispiel der Bereich ambulant-chirurgisch auf Grund der Leistungsverlagerung von stationär auf ambulant.

Eine überwiegende Nachfrage nach Medizintechnik wird trotzdem weiterhin von den Krankenhäusern ausgehen. Hinsichtlich der Altersstruktur gilt zudem das stationären Pflege als potentiell aussichtsreich. Es wird allerdings vermutet, dass die Pflegegeld Nachfrage in der Bundesrepublik im Vergleich zu anderen EU-Staaten weniger stark zunehmen wird wegen des geringeren Wirtschaftswachstums.

Die Zukunft der Medizintechnik

Eine steigende Gesundheitsnachfrage wird darüber hinaus für die wachsenden Entwicklungs- und Schwellenländer prognostiziert, was sich wiederum auf die Exportstellung Deutschlands auswirken kann. Gleichzeitig wird auf Grund  des intensiver werdenden globalen Handels ein verschärfter Wettbewerb eintreten, bei dem sich Deutschland als etablierter Medizintechnik-Standort behaupten muss (Stärken: Bildungsstand der Arbeitskräfte – zugleich jedoch sich abzeichnender Nachwuchskräftemangel, Leistungsstand der Forschung, Investitionsbereitschaft in Forschung und Entwicklung etc.).

Die Frage ist auch, inwieweit kleinere Betriebe an neuen Märkten und Geschäftsfeldern partizipieren (können), fehlendes Kapital und Kapazitäten sind hier Fragepunkte und ob im Zuge der steigenden Kosten oder der Nähe zu Absatzmärkten Produktionen ins Ausland verlagert werden.

Als zukünftige Schlüsseltechnologien der Medizintechnik gelten die Zell- und Biotechnologie, die Informationstechnologie, die Mikrosystemtechnik und die Nanotechnologie. Im europäischen Vergleich rangiert Deutschland hierbei zumeist auf den oberen Rängen, als weltführend wird jedoch die USA angesehen.

Natürlich sind in der Zukunft – wie auch schon heute – die Zulassungsvoraussetzungen und die Kostenerstattung bedeutsame Faktoren für die Nachfrage in Deutschland (angesprochen sind auch andere Staaten, die von ähnlichen Einschnitten im Leistungskatalog des staatlichen Gesundheitswesens bzw. der gesetzlichen Kostenträger betroffen sind). Erstrebenswert wären eine transparentere und zügigere Kostenübernahmeentscheidung.

Die Frage nach der Erstattungsfähigkeit

Da sich Reformen wie Kostendämpfungsgesetze und das GKV-Modernisierungsgesetz wegen der bestehenden Problematik innerhalb des Sozialversicherungssystems bzw. die gesetzliche Krankenversicherung – Solidaritäts- und Umlageprinzip – bisher nicht vermeiden ließen und eine durchgreifende Veränderung/Verbesserung nicht absehbar erscheint, werden weiterhin Wirksamkeit aber eben auch Kosteneffizienz eine entscheidende Rolle bei der Einführung und Nutzung von innovativer Medizintechnik spielen (Stichworte: gesundheitsökonomische Bewertungen, Vergleich Kosten – Nutzen; neue Vergütungsstrukturen wie Diagnosis Related Groups – Diagnosebezogene Fallgruppen etc.).

In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass Leistungen, die nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung erstattet werden („individuelle Gesundheitsleistungen“), dennoch angeboten und von einigen Personen als private Leistungen in Anspruch genommen werden. Der Mangel an öffentlichen Mitteln und ein hoher Nutzen für die Konsumenten könnte eine erhöhte Nachfrage an derartigen Leistungen zur Folge haben, worin sich womöglich ein interessanter Markt für die Medizintechnikunternehmen herauskristallisiert.

Um Deutschland als innovativen und leistungsfähigen Medizintechnikstandort zu erhalten bzw. weiterzuentwickeln ist die Politik angehalten, Rahmenbedingungen zu schaffen, welche die Wettbewerbsposition der Branche stärken.